Dreissig Jahre nach dem Tod von Blanca Jeannette Kawas bleibt Honduras ein unsicheres Land für Umweltaktivist:innen

Artikel von Karla, internationale Menschenrechtsbegleiterin von Peace Watch Switzerland (PWS).

Tegucigalpa, Honduras

1995 wurde Blanca Jeannette Kawas ermordet und ihr Fall wurde von den staatlichen Justizbehörden bis heute nicht aufgeklärt. Auch im Jahr 2025 sind Menschen, die sich für den Schutz ihres Territoriums einsetzen, weiterhin Opfer dieser Straflosigkeit.

Blanca Jeannette Kawas wurde am 16. Januar 1946 in Tela, Atlantida, geboren.
Sie war die erste Umweltaktivistin in Honduras, bekannt für ihren unermüdlichen Einsatz zum Schutz des ökologischen und kulturellen Reichtums der Bucht von Tela. Ihre Schutzarbeit wurde jedoch abrupt unterbrochen, als sie am 6. Februar 1995 in ihrem Wohnhaus erschossen wurde.

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Welche Art von Gerechtigkeit ist für die Opfer der Repressionen nach dem Putsch in Honduras möglich?

Artikel von Celia, internationale Menschenrechtsbegleiterin von Peace Watch Switzerland (PWS).

Tegucigalpa, Honduras.

Am 12. Januar 2025 beschloss ein honduranischer Richter, ein Strafverfahren gegen drei ehemalige Militärs wegen des Todes eines jungen Demonstranten während einer Demonstration im Jahr 2009 zu eröffnen. Dies ist ein symbolischer Fall für die gewaltsame Unterdrückung, die in den Tagen nach dem Staatsstreich durch die Streitkräfte stattfand. Obwohl die Familie des Opfers mit Unterstützung des Komitees der Angehörigen der Verhafteten und Verschwundenen in Honduras (Cofadeh) den Fall vor die Interamerikanische Menschenrechtskommission gebracht hat, ist es nun eine nationale Instanz, die versuchen wird, die Fakten zu klären und Gerechtigkeit in einem Land zu schaffen, das immer noch durch den Putsch polarisiert ist.

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Abtreibung in Honduras: Eine indigene Frau verklagt den Staat Honduras vor der UNO in Genf

Artikel von Anselma, internationale Menschenrechtsbegleiterin von Peace Watch Switzerland (PWS) in Honduras.

Tegucigalpa, Honduras

Fausia wurde 2015 in Honduras vergewaltigt und schwanger. Ihr wurde nicht nur unglaubliche physische und psychische Gewalt angetan, sondern sie wurde auch gezwungen, das Kind zu behalten und auszutragen. In Honduras ist dies kein Einzelfall, denn ein Schwangerschaftsabbruch ist hier unter allen Umständen verboten.

Sogar bei Vergewaltigung, Inzest, Missbildung des Fötus oder Gefährdung des Lebens der Frau verbietet es das honduranische Recht, eine Schwangerschaft abzubrechen.[1] An einer Pressekonferenz im April 2024 in Tegucigalpa erfuhren wir von dem erschütternden Schicksal einer jungen indigenen Frau: Fausia (fiktiver Name) wurde 2015 in Honduras von zwei Männern angegriffen, vergewaltigt und geschwängert. Sie hatte keinen Zugang zur “Pille danach”, denn diese war damals noch verboten.[2]

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Wie ich die Justiz in Honduras erlebe

Suyana Siles, internationale Menschenrechtsbegleiterin von Peace Watch Switzerland (PWS) in Honduras.

Tegucigalpa, Honduras

Bei meinen Einsätzen als Menschenrechtsbegleiterin lernte ich: Die Korruption bringt das Justizsystem in Honduras gewaltig aus dem Gleichgewicht. Die Macht der einflussreichen Familien, Firmenbesitzer, Narcos und Politiker wirkt sich auf das ordentliche Justizverfahren aus und bringt dessen Ablauf durcheinander. Die erschreckende Erkenntnis war, dass Abweichungen jeglicher Art jederzeit möglich sind und nichts unmöglich ist.

Im Austausch mit Menschenrechtsaktivist*innen wurde ich immer wieder mit Ungereimtheiten in der Justiz konfrontiert. Gewisse Geschichten waren derart absurd, dass ich während der Gespräche teilweise dachte, meine Spanischkenntnisse seien mangelhaft und ich verstünde die Erzählungen der Menschenrechtsaktivist*innen falsch. Dann erkannte ich, dass ich durchaus alles richtig verstanden hatte, das Ausmass der Korruption jedoch meine Vorstellungskraft sprengte. Die Korruption in der Justiz zeigt sich in vielen Formen, und ich kann hier nur ein paar wenige Beispiele wiedergeben:

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Honduras. Coronavirus: das neue Tor für illegitime Landvergabe.

Eine der ersten CORONA-Maßnahmen der honduranischen Regierung war die Schaffung einer virtuellen Plattform[1] durch das Sekretariat von MIAMBIENTE. Damit sollten die Investitionen im Land weiterhin sichergestellt werden. Es handelt sich um eine Plattform zur Bearbeitung von Umweltlizenzen für extraktive Projekte. Solche Projekte haben in den vergangenen Jahren in Honduras ein schweres Konfliktpotential erzeugt. Continue reading