Wie ich die Justiz in Honduras erlebe

Suyana Siles, internationale Menschenrechtsbegleiterin von Peace Watch Switzerland (PWS) in Honduras.

Tegucigalpa, Honduras

Bei meinen Einsätzen als Menschenrechtsbegleiterin lernte ich: Die Korruption bringt das Justizsystem in Honduras gewaltig aus dem Gleichgewicht. Die Macht der einflussreichen Familien, Firmenbesitzer, Narcos und Politiker wirkt sich auf das ordentliche Justizverfahren aus und bringt dessen Ablauf durcheinander. Die erschreckende Erkenntnis war, dass Abweichungen jeglicher Art jederzeit möglich sind und nichts unmöglich ist.

Im Austausch mit Menschenrechtsaktivist*innen wurde ich immer wieder mit Ungereimtheiten in der Justiz konfrontiert. Gewisse Geschichten waren derart absurd, dass ich während der Gespräche teilweise dachte, meine Spanischkenntnisse seien mangelhaft und ich verstünde die Erzählungen der Menschenrechtsaktivist*innen falsch. Dann erkannte ich, dass ich durchaus alles richtig verstanden hatte, das Ausmass der Korruption jedoch meine Vorstellungskraft sprengte. Die Korruption in der Justiz zeigt sich in vielen Formen, und ich kann hier nur ein paar wenige Beispiele wiedergeben:

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Honduras. Coronavirus: das neue Tor für illegitime Landvergabe.

Eine der ersten CORONA-Maßnahmen der honduranischen Regierung war die Schaffung einer virtuellen Plattform[1] durch das Sekretariat von MIAMBIENTE. Damit sollten die Investitionen im Land weiterhin sichergestellt werden. Es handelt sich um eine Plattform zur Bearbeitung von Umweltlizenzen für extraktive Projekte. Solche Projekte haben in den vergangenen Jahren in Honduras ein schweres Konfliktpotential erzeugt. Continue reading