Honduras hat mich viel gelehrt

Suyana Siles, internationale Menschenrechtsbegleiterin von Peace Watch Switzerland (PWS) in Honduras

Tegucigalpa, Honduras

Meine Zeit als Menschenrechtsbegleiterin für PWS in Honduras ist bald zu Ende, doch die Eindrücke bleiben. Der Austausch mit Menschenrechtsaktivist*innen hat mir die Konsequenzen meines Handelns als Konsumentin in der Schweiz verdeutlicht und mir meine privilegierte Position ins Bewusstsein gerufen.

Nach sechs Monaten in Honduras habe ich viele beeindruckende, aber auch bedrückende Erfahrungen gesammelt. Es ist schwer zu begreifen, dass beispielsweise auf der Halbinsel Zacate Grande die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung keine Eigentumstitel für ihr Land hat, auf dem sie wohnen und das sie bewirtschaften – und dies obschon das Land seit vielen Generationen in ihrem Besitz ist. Dagegen sind offenbar einflussreiche Familien, die erst später zugezogen sind, auf undurchsichtige Weise zu den angeblichen Eigentumstiteln gelangt.

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Land und Nahrung: Grundrechte in Honduras

Artikel von Elvia Miralda, honduranische Menschenrechtsbegleiterin von Peace Watch Switzerland (PWS) in Honduras

Tegucigalpa, Honduras

Der Kampf um unsere Rechte, Land und Nahrungsmittel

In Honduras kämpfen täglich Tausende von Bauern und Bäuerinnen für die Produktion der Lebensmittel, die auf unseren Tischen landen. Sie stellen sich den Herausforderungen und kämpfen für die Nahrungsmittelsicherheit und -souveränität. Hinter diesen Bemühungen stehen Geschichten von Widerstand und der ständigen Suche nach Gerechtigkeit gegen die Machteinflüsse, die extraktive Unternehmen (Bergbau, Fischerei und Holzabbau) und Monokulturen in der industriellen Landwirtschaft (Zuckerrohr, Bananen und Palmöl) auf unser Leben, unsere Gebiete und unsere Lebensmittel ausüben.

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Als Menschenrechtsbegleiterin in Honduras

Artikel von Jennifer Anspach, internationale Menschenrechtsbegleiterin für Peace Watch Switzerland (PWS) in Honduras.

Tegucigalpa, Honduras

Das Ende rückt bereits mit grossen Schritten näher. Nach fünf Monaten Freiwilligenarbeit bin ich immer noch nicht in der Lage, Ihnen das magische Rezept für einen guten Menschenrechtsbegleiter oder eine gute Menschenrechtsbegleiterin zu geben. Mit diesem Artikel möchte ich jedoch zum Ausdruck bringen, was diese Arbeit für mich bedeutet, und Ihnen ein wenig von meiner Realität hier in Honduras erzählen.

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Reflexionen nach einem Jahr Menschenrechtsbegleitung in Honduras

Artikel von Nicolas Schärmeli, internationaler Menschenrechtsbegleiter von Peace Watch Switzerland (PWS) in Honduras.

Tegucigalpa, Honduras

Anlässlich meiner ersten Kontaktgespräche mit PWS in der Schweiz wurde ich gefragt, weshalb ich ein Jahr als internationaler Menschenrechtsbegleiter tätig sein möchte und was meine Erwartungen seien.

Viele direkte Erwartungen hätte ich nicht, antwortete ich damals; ich wolle vor allem Lernen und Erfahrungen sammeln. Mein Interesse gehöre dem kulturellen Austausch und der Solidarität mit Menschen in schwierigen Situationen. Schlussendlich war mir nicht viel bekannt über Honduras – ein Land, über welches in den Medien wenig berichtet wird, zumindest nicht in der Schweiz.

Nach einem Jahr kann ich sagen, ich bin froh mit dieser Einstellung das Projekt begonnen zu haben. So konnte ich sehr viel mitnehmen. Ich möchte nun davon erzählen, was ich in einem Jahr in Honduras gelernt habe.

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Kriminalisiert werden wegen Verteidigung eines Flusses: Was bedeutet es, kriminalisiert zu werden, und welches sind die Folgen und Auswirkungen?

Artikel von Nicolas Schärmeli, internationaler Menschenrechtsbegleiter von PWS in Honduras.

Tegucigalpa, Honduras

Ich werde nie vergessen, wie bei einer meiner ersten Begleitungen in einer der Gemeinden, die regelmässig von PWS besucht werden, zusammen mit meiner Kollegin mit Antonio ins Gespräch kam. Antonio ist ein Menschenrechts- und Umweltverteidiger, der sich in seiner Gemeinde für die Erhaltung des Flusses als Lebensader für die ganze Gemeinde einsetzt. Wir blieben den ganzen Nachmittag im Haus von Antonios Familie und redeten viel. An einem Punkt des Gesprächs begann er, uns von seinem Kampf und seiner persönlichen Geschichte zu erzählen. Nach einer Zeit öffnete sich auch seine Frau uns gegenüber und sprach von ihrer Rolle und wie sie sich in diesen schwierigen Zeiten fühlte.

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Persönliche Überlegungen zum Konflikt in Zacate Grande

Artikel von Jennifer Anspach, internationale Menschenrechtsbegleiterin von Peace Watch Switzerland (PWS) in Honduras.

Tegucigalpa, Honduras

Die Zeit vergeht wie im Flug, und ich habe bereits die Hälfte meines sechsmonatigen Freiwilligendienstes hinter mir. In diesen ersten drei Monaten konnte ich mich mit der Arbeit als internationale Beobachterin und der physischen Begleitung vertraut machen. Dies vor allem in Zacate Grande, einer Region im Süden des Landes.  Während mehrere Begleitungen der Organisation Asociación por el Desarrollo de la Península de Zacate Grande (ADEPZA) habe ich die honduranischen Konflikte und deren Herausforderungen kennen gelernt.

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Menschenrechte und die LGBTQI+ -Bevölkerung in Honduras.

Artikel von Pedro Antonio Acosta Martínez, nationaler Freiwilliger bei Peace Watch Switzerland (PWS)

Tegucigalpa, Honduras

Anfang März dieses Jahres hielt Roberto Contreras, Bürgermeister von San Pedro Sula und einer der wichtigsten Geschäftsleute der Stadt, öffentlich eine Hassrede gegen die LGBTIQ+ Community. Der Bürgermeister sagte: “Ich würde lieber hunderttausendmal die Garifuna-Flagge tragen als eine Flagge der sexuellen Vielfalt. Ich fühle mich wohl unter meinen schönen schwarzen “Power-Chicken” Leuten”, womit er seine rassistische Einstellung zeigte und einen Kampf, Anstrengungen vieler Jahre sowie die LGBTQI+ Flagge verunglimpfte. Damit löste er eine Welle der Diskriminierung aus, die zusätzlich dazu beitrug, einen ohnehin bereits bedrängten und mit Schwierigkeiten kämpfenden Teil der Bevölkerung weiter an den Rand zu drängen.

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„Auf dem neusten Stand der Menschenrechte“

Artikel von Valeria Küttel, Menschenrechtsbegleiterin von Peace Watch Switzerland (PWS) in Honduras.

Tegucigalpa, Honduras, im November 2022

Perla, Pamela und Jorge treffen sich auf einem öffentlichen Platz. Sie sind Teil einer Gruppe, die in ihrer Gemeinde die Achtung der Menschenrechte fördert. Die drei Freund*innen sind am Plaudern, als plötzlich die Polizei auftaucht, sich der Gruppe nähert und Ihnen sagt, dass sie hier nicht sein dürfen. Die Beschuldigten wollen den Grund für den Platzverweis wissen und verweisen dabei auf ihr Recht, zusammenzukommen. Obwohl sie dabei sachlich und friedlich bleiben, beginnen die Polizisten zuzuschlagen, nehmen die Drei gewaltsam fest und bringen sie zur Polizeistation in Gewahrsam.

Diese Szene könnte sich heute oder morgen in einer Gemeinde in Honduras abspielen. So unwahrscheinlich ist das nicht, dass Menschenrechtsverteidiger*innen grundlos festgenommen, kriminalisiert oder im schlimmsten Fall sogar getötet werden. Zum Glück handelt es sich bei dieser Szene nur um einen Ausschnitt aus dem Radioprogramm mit dem Namen „Derechos Humanos al Día“, was übersetzt so viel heisst wie „Auf dem neusten Stand der Menschenrechte“.

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“Unser Engagement und unsere Mobilisierung sind für den Aufbau einer gerechten Welt unerlässlich. Unsere Stärke und Hartnäckigkeit sind für die Verteidigung, die Förderung und den Schutz der Menschenrechte von grundlegender Bedeutung …”

Im Gespräch mit einem honduranischen Menschenrechts- und LGBTQI+ Aktivisten.

Tegucigalpa, Honduras, Oktober 2022

Im August traf ich mich mit Deninson Javier Escalante zu einem Interview. In einem etwa einstündigen Gespräch konnte ich mehr über die Arbeit der Menschenrechtsaktivistin erfahren. Vor allem setzt er sich für die Rechte der LGBTQI+ Gemeinschaft ein, zu der er selbst gehört.  Zusätzlich ist er in mehreren Organisationen aktiv und sitzt derzeit im Vorstand der ADISH (Asociación Diversa del Sur de Honduras). Er arbeitet für das honduranische Centro de Desarrollo Humano CDH.

Deninson erzählt mir, dass er in Honduras dreifach gefährdet ist: Allein die Tatsache, jung zu sein, birgt ein gewisses Risiko. Außerdem haben Menschenrechtsaktivisten keinen einfachen Status, und die Zugehörigkeit LGBTQI+ Gemeinschaft stellt ebenfalls eine Gefahr dar. Stigmatisierung, Kriminalisierung, Erpressung, Drohungen, Gewalt und sogar Mord durch Banden wie die Maras und die staatlichen Sicherheitskräfte selbst sind die tägliche Realität der LGBTQI+ Gemeinschaft in Honduras.

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Acompgnement d’une organisation LGBTIQ+ hondurenne à la en la Corte Suprema de Justicia de Tegucigalpa.

Resilienz

Artikel von Céline Weber, internationale Menschenrechtsbegleiterin von PWS in Honduras

Tegucigalpa, Honduras, August 2022

Foto: PWS begleitet eine Organisation der LGBTIQ+-Gemeinschaft in einem Prozess am Obersten Gerichtshof von Tegucigalpa, Honduras.

Resilienz der LGBTIQ+-Organisationen in Honduras.

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