Artikel von Christophe Egger, internationaler Menschenrechtsbegleiter von Peace Watch Switzerland (PWS) in Honduras.
Tegucigalpa, Honduras
Ein Interview mit Abel Pérez, Präsident der Vereinigung für die Entwicklung der Halbinsel Zacate Grande (ADEPZA) und ehrenamtlicher Mitarbeiter des Gemeinschaftsradios «La Voz de Zacate Grande», über die aktuellen Herausforderungen der ADEPZA.
ADEPZA ist eine Organisation, die sich für die Verteidigung des Territoriums und des Gemeinwesens auf der Halbinsel Zacate Grande im Süden von Honduras einsetzt. Sie verfügen auch über einen gemeinschaftlichen Radiosender “La Voz de Zacate Grande”, der zu einem der wichtigsten Instrumente im Kampf um die Verteidigung des Gebiets geworden ist.
Woher kommen Sie und wie haben Sie Ihre Kindheit erlebt?
Ich wurde 1983 in Playa Blanca geboren. In meiner Kindheit gab es hier keine Grundbesitzer*innen; in unserer Gemeinde mit mehr als 150 Häusern, in denen etwa 200 Familien lebten, war von Grundbesitz keine Rede. Wir sind in dieser Gemeinde aufgewachsen, ohne zu ahnen, dass eines Tages ein Landbesitzer auftauchen würde, der behauptet, der Eigentümer von Playa Blanca zu sein. Doch genau dies ist geschehen. Das hat mich motiviert, Menschenrechtsverteidiger zu werden. Seit 2010 engagiere ich mich als Menschenrechtsverteidiger und unterstütze die Strategie der organisierten Gruppen in unseren Gemeinden.
Was hat Sie dazu bewogen, sich an dem Kampf zu beteiligen?
In Zacate Grande beispielsweise haben 99 % der Bevölkerung keine Landtitel. Meine Familie ist da keine Ausnahme. Wir leben seit 1983 in Playa Blanca, aber wir haben keine Eigentumsurkunde, sondern nur eine nutzbare Domäne, die uns die Gemeinde Amapala zur Verfügung stellt. Als ich also sah, dass die Landbesitzer die Strände in Beschlag nahmen, motivierte mich das, mich dem ADEPZA anzuschließen.
Welche Erfahrungen haben Sie als Präsident von ADEPZA gemacht?
Nun, im Moment hatte ich die Aufgabe, die unsere Zusammenarbeit mit dem Netzwerks der Anwältinnen, der «Red de Abogadas», zu leiten und die Sichtweise von ADEZA in das Netzwerk einzubringen. Meines Erachtens verfolgt das Netzwerk in die richtige Stossrichtung, weil sie allen Menschen in Zacate Grande zu Gute kommt. Mit den Anwältinnen arbeiten wir vor allem an der Frage der strategischen Rechtsstreitigkeiten zur Verteidigung unseres Gebiets zusammen.
Welches sind die aktuellen Herausforderungen für ADEPZA?
Von der neuen Regierung dachten wir, dass sie aus dem Volk und für das Volk kommt. Wir haben uns mit dem Sekretär der Präsidentschaft verabredet, damit sie uns als Organisation empfangen, wir die Probleme von Zacate Grande zur Sprache bringen und gemeinsam nach einer Lösung suchen können. Leider war das Treffen bisher nicht möglich, es hat für uns noch keinen Kontakt mit der Regierung gegeben. Wir hatten gehofft, dass wir mit der jetzigen Regierung eine Landtitulierung erreichen könnten, aber wir sehen, dass es noch viel Arbeit braucht, um dies zu verwirklichen.
Wie ist es ADEPZA gelungen, so lange für die Landrechte zu kämpfen?
Dank der Bündnisse, die wir in diesen 33 Jahren geschlossen werden konnten. Das feiern wir in diesen Tagen. Im Bereich der Menschenrechte, der Verteidigung des Territoriums und des Schutzes der natürlichen Ressourcen wurden Allianzen mit zahlreichen nationalen und internationalen Organisationen geschlossen. Es wurden auch Allianzen mit Finanzorganisationen geschlossen, die uns unterstützt haben. Aber unsere Kraft kommt vor allem aus der Überzeugung, dass unser Kampf gerecht ist! Das ist der Grund für unsere Ausdauer und Resilienz.
Was hat PWS beitragen können?
Im Jahr 2010 haben wir auf der Halbinsel Zacate Grande ein Camp zur internationalen Menschen-rechtsbeobachtung eingerichtet, gleich neben dem Radiosender «La Voz de Zacate Grande». PWS war eine der Organisationen, die uns in und ausserhalb der Gemeinden begleitetet. PWS hat auch Menschenrechtsverteidiger*innen begleitet, die kriminalisiert und strafrechtlich verfolgt werden, weil sie ihr Land verteidigen. Die Unterstützung durch PWS war also sehr gut für uns, denn die «Grünen Westen» haben uns Sichtbarkeit verschafft und den Landbesitzern deutlich gemacht, dass wir nicht allein sind, dass es Menschen und internationale Organisationen gibt, die uns begleiten.
Bildlegende: Abel Pérez von ADEPZA wird sei Jahren von PWS begleitet. (Foto: Christophe Egger 2018)