Artikel von Christophe Egger, internationaler Menschenrechtsbegleiter von Peace Watch Switzerland (PWS) in Honduras. Übersetzung: PWS-Team Hondruas.
Tegucigalpa, Honduras
Zacate Grande liegt im Süden von Honduras, ist eine etwa 7 km lange und 10 km breite Halbinsel am Golf von Fonseca und wird von sieben kleineren Inseln umgeben. Die bekannteste davon ist die Isla del Tigre. Wegen seiner schönen Strände und des guten Klimas ist es ein sehr beliebtes Urlaubsziel in Honduras – auch in den Augen der mächtigsten Familien in Honduras. Der größte Konflikt in Zacate Grande ist der Landbesitz. Im Laufe der Zeit kam es immer wieder zu Konflikten zwischen den Dorfbewohner*innen und den Landbesitzenden. Aus diesem Grund wurde vor rund 20 Jahren die Vereinigung “Dirección General de Recuperación y Titulación de Tierras y Liberación de Playas” gegründet, die 2008 in ADEPZA, die Asociación para el Desarrollo de la Península de Zacate Grande (Vereinigung für die Entwicklung der Halbinsel Zacate Grande) umbenannt wurde.
Laut Pedro Canales, einem der Gründer von ADEPZA, begann alles mit der Kriminalisierung von mehreren Führungspersonen in Zacate Grande. Die Krimilisierung ist der Modus Operandi der einflussreichen Personen im Lande, die von den lokalen und nationalen Behörden unterstützt werden. Bei einer Tour mit ADEPZA konnten wir mehrere Orte besuchen, die vom Konflikt in der Region betroffen sind. In der Gemeinde Playa Blanca z.B. wird die Wasserversorgung der Gemeinde nicht mehr besorgt, sondern sie wurde an einen Grossgrundbesitzer übergeben, der auch die örtliche Schule und die Lehrpersonen bezahlt. So wird Macht demonstriert und werden Abhängigkeiten geschaffen. Gleichzeitig privatisierte dieselbe Familie einige Kilometer entfernt eine ganze Insel und ihren wunderschönen Strand, der noch vor wenigen Jahren ein öffentlicher Strand war und von der ansässigen Bevölkerung genutzt wurde.

Nach Angaben der Red de Abogadas (ein Netzwerk von lokalen Anwältinnen), das ADEPZA in rechtlichen Fragen unterstützt, “wird die Verteidigung von Land kriminalisiert; strafrechtliche Anklagen lauten auf Usurpation, Beschädigung und Bedrohung”. Diese legale Schikane wird eingesetzt, um die Leute in den Dörfern zu vertreiben und lokalen Widerstand zum Schweigen zu bringen. In vielen Fällen haben die Behörden den Siedler*innen die Landtitel auch dann verweigert, wenn ihre Vorfahren schon seit mehr als 100 Jahren dort lebten. Die Begründung lautet, das Land habe schon vorher den Grosslandbesitzenden gehört, die nun Anspruch darauf erheben. Nur sehr wenige haben Eigentumsurkunden und oder haben es durch glückliche Umstände geschafft, solche zu erhalten. Wer sich wehrt, dem droht die Kriminalisierung. Dies ist eine sehr besorgniserregende Situation, die sich nach Angaben des Red de Abogadas in den letzten Jahren verschärft hat.Zusätzlich zu den Konflikten um den Landbesitz gibt es derzeit einen Streit zwischen den Gemeinden und dem wirtschaftlichen Sektor des Landes über die Vergabe von Konzessionierung zur Nutzung natürlicher Ressourcen. Einer der besorgniserregendsten Konflikte der letzten Jahre war die mögliche Einrichtung einer “Sonderwirtschaftsentwicklungszone” (ZEDE) in dem Gebiet, die eine massive Enteignung zur Folge gehabt hätte. Mit dem Regierungswechsel im Jahr 2022 besteht die Hoffnung auf eine Verbesserung der Situation, aber bis heute haben sich die Schikanen nur verschärft und ADEPZA findet sich im gleichen Rechtsstreit wieder.
Diese Situation verdeutlicht die Bedeutung von ADEPZA in den Gemeinden von Zacate Grande. Mit ihrem am 14. April 2010 gegründeten Gemeinschaftsradio “La Voz de Zacate Grande” versucht die Organisation einerseits, das soziale Gefüge zu stärken und wiederherzustellen, das durch Einflussnahme von aussen beschädigt wurde; zudem informiert sie die Gemeinden über ihre Rechte. Das Radio hat Programme zu den Themen Territorialität und Nutzungsrechten, Verhalten im Rechtsstreit, Gender, ökologische Landwirtschaft, aber auch Unterhaltung und Spiritualität. Neben dem Gemeinschaftsradio führt ADEPZA verschiedene Aktivitäten im Dienst der Gemeinschaft durch, wie z.B. den Wandmalerei-Workshop zur Erstellung eines Wandgemäldes zum Gedenken an den Kampf von Zacate Grande, der diesen Monat stattfand.

Sie organisieren auch Bildungsworkshops, um die Menschen in den Dörfern zu unterstützen. Im Oktober gab es einen Workshop zur Erstellung und Bearbeitung von Videos für Radiomacher*innen und das Jugendnetzwerk von Zacate Grande. Es gibt auch alle Arten von gemeinnützigen Aktivitäten. Ein weiterer wichtiger Teil im gewaltfreien und zukunftsgerichteten Widerstand der ADEPZA sind Projekte der ganzheitlichen Entwicklung, der von ADEPZA wie etwa die landwirtschaftlichen Genossenschaften, insbesondere die gemeinsamen Garnelenteiche.
ADEPZA ist eine unverzichtbare Organisation für die Region von Zacate Grande, die sich für den Schutz der Menschenrechte für Bevölkerung und die Erhaltung der natürlichen Umwelt Umweltschutz einsetzt.