Heute, am 8. März, ist internationaler Tag der Frauen. Werfen wir doch einen Blick auf die Situation der Frauen in Lateinamerika:
Einerseits ist mit der Verurteilung der verantwortlichen Militärs wegen sexueller Sklaverei im Fall Sepur Zarco in Guatemala ein grosser Erfolg für die Anerkennung sexueller Gewalt gegen Frauen zu verzeichnen. Dies ist auch der Härte und Unerschrockenheit der Gerichtspräsidentin Yasmin Barrios, die bereits im Genozidfall trotz starkem Druck und Bedrohungen seitens der Interessensvertreter des guatemaltekischen Militärs der Unabhängigkeit und Berufung zur Gerechtigkeit ihres Mandates treu geblieben ist und den Genozid und die Sexuelle Sklaverei verurteilte. Die Überlebenden Frauen drücken im nachfolgenden Bild ihre Erleichterung und Erfüllung für die nach so langer Zeit endlich erreichte Anerkennung aus.

Sandra Sebastián
Andererseits zeigen allein der Fakt, dass sexuelle Gewalt gegen Frauen als Kriegswaffe vewendet wird, und die Tatsache, dass die Anzahl der weiblichen Opfer in bewaffneten Konflikten grösser ist als die der männlichen, wie schief etwas in unserer patriarchalischen Gesellschaft läuft. So ein Kommandant der UN Sondereinheit in der Demokratischen Republik Kongo:
Es ist gefährlicher eine Frau zu sein als ein Soldat in modernen Konflikten.
In Lateinamerika herrscht nach wie vor das grauenhafte Phänomen des Feminizids: Letzte Woche vernahmen wir bestürzt, dass unsere “Artgenossin” und unser Vorbild, die Menschenrechtsverteidigerin Bertha Cáceres aus Honduras, die sich für die Rechte indigener Völker und die Umwelt gegen multinationale Konzerne einsetzte, letzten Donnerstag, 3.3.2016 kaltblütig in ihrem eigenen Haus ermordert wurde. Dies, obwohl sie unter Polizeischutz stand; die nationale und internationale Gemeinschaft ist bestürzt über die Passivität Honduras und bittet dringlich um Aufklärung und Strafverfolgung der Täter.
Dieser Fall ist leider kein Einzelfall: Viel zu viele Frauen werden in Zentralamerika umgebracht, ohne dass irgend etwas zur Aufdeckung dieser Fälle unternommen würde. “Bloss eine weitere Frau”.
Wir leben jedoch in einer Zeit des stetigen Wandels und im letzten Jahrhundert haben sich die Frauen dieser Welt enorm viel erkämpft. Man bedenke: in der Schweiz durften wir vor 50 Jahren nicht einmal an unserem demokratischen System teilhaben und wählen!
So macht auch Guatemala , welches ein sehr sexistisches und männerdominiertes Land ist, seine Fortschritte, indem die Frauen, wie die Überlebenden von Sepur Zarco, und Frauenorganisationen, wie “Mujeres Transformando el Mundo”, oder die UNAMG (Union der Frauen Guatemalas) unglaublichen Mut zeigen und sich furchtlos für ihre Rechte einsetzen. Des weiteren sind da Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchú und Aura Elena Farfán, die Gruenderin von FAMDEGUA (Organisation, die sich für Opfer von gewaltsamem Verschwindenlassen einsetzt), die von “The Times” zu einer der 100 wichtigsten Personen der Welt ernannt wurde.
siehe dazu: http://time.com/3822942/aura-elena-farfan-2015-time-100/
Ein weiteres Beispiel in einem ganz anderen Bereich ist die guatemaltekische Rapperin Rebecca Lane, die über die blutige Vergangenheit Guatemalas rappt und durch Musik Staatskritik ausübt und dazu beiträgt, eine unwissende Mehrheit aufzuklären. Gerade letzte Woche hatten wir das Glück, in unserer Freizeit an einem Konzert teilnehmen zu können, welches von der Online-Medien Plattform “Plaza Pública” organisiert wurde, um “Frauen Raum zu geben”. So spielten drei Frauen-Acts aus verschiedenem Musikgenres und motivierten die Masse, sich für Frauenrechte einzusetzen und eine Gesellschaft, in der Frauen Angst haben müssen, nicht zu akzeptieren.
Genau diese Frauen brauchen wir, die sich für uns, unsere Umwelt und unsere Mitmenschen einsetzen, auf welche Art auch immer, und die für eine bessere Zukunft der Frauen in dieser Welt kämpfen und uns dadurch inspirieren und in unserem Frausein ermutigen.

Mynor Lissandro De La Roca
Laura Kleiner, Guatemala-Stadt, 8. März 2016