GUATEMALA
Wenn die Legende sich in der Realität bestätigt
Der 8. März hat in Guatemala dieses Jahr eine besondere und wuterregende Bedeutung: Heute vor genau einem Jahr wurden in einem sogenannten “Sicheren Heim” 56 Mädchen und junge Frauen eingesperrt und verbrannt. 41 kamen dabei um ihr Leben (s. Blog-Eintrag “Trauer, Wut und Empörung”) . Dies am 8. März, weil sie am Vortag versucht hatten, vor den Gräueltaten, der sexuellen Gewalt, dem Menschenhandel und den Misshandlungen, die sie im Heim tagtäglich durchleben mussten, zu fliehen. Sie wählten dieses Datum aus, um auf ihre missliche Lage aufmerksam zu machen, die sie bereits vermehrt gemeldet und angeklagt hatten, jedoch ohne gehört zu werden und ohne, dass ihnen Glauben geschenkt worden wäre.
Der 8. März hat seinen Ursprung in einer Legende, die vermutlich auf einem tatsächlichen Ereignis beruht: Hundert von Frauen waren 1908 in New York in einer Textilfabrik verbrannt worden. Der Fall der 41 im Brand getöteten Mädchen und der 15 Überlebenden ist definitiv keine Legende und die Verantwortung dafür liegt beim Staat von Guatemala, unter dessen Obhut sie sich befanden.
Hier finden Sie eine kleine Auswahl der Kunstausstellung der Casa de la Memoría, wo 56 KünstlerInnen je eines der Mädchen künstlerisch widerspiegeln und ihnen so Licht geben. Wie in zu vielen Fällen der Gewalt gegen Frauen, muss etwas Drastisches geschehen, bevor ihnen Glauben geschenkt wird. Nach dem Zitat einer der Künstlerinnen: “Im Versuch, dich auszuschalten, gaben sie dir mehr Licht”.
Neben den Fotos der Kunstgallerie, beinhaltet diese Gallerie einige Werke feministischer Strassenkunst und die Gedenkstelle der Medienkampagne NosDuelen56 im Zentralpark von Guatemala-Stadt.
Laura Kleiner, Guatemala-Stadt
Fotos: Laura Kleiner und Tullio Togni