In vergangen Monat bewegte die Katastrophe in einem Jugendheim die Menschen in Guatemala. Eingeschlossen in der Aula, den Flammen wissentlich ausgeliefert, fanden 40 junge Frauen einen qualvollen Tod.
Frauenorganisationen und betroffene Menschen riefen zu Anteilnahme und Protest auf. Tausende versammelten sich auf der Plaza de Constitución. Ein Blumenmeer und brennende Kerzen bezeugen immer noch Anteilnahme und Solidarität mit dem Opfern und ihren Angehörigen. Und sie klagen an: die notorischen Missstände und Korruption im Staat sowie Sexismus und Rassismus in der Gesellschaft.
Das Gedenken vor dem Parlamentsgebäude war nicht nur Ausdruck der Trauer und des Schmerzes sondern auch Zeichen von Wut und Empörung. Zwei Wochen lang kehrten jeden Abend Menschen zurück, um zu Gedenken. Sie fordern Sühne für die Opfer, Justiz für die Verantwortlichen und den Rücktritt der verantwortlichen Politiker.
Nach der Katastrophe klingt der Name des Heims, „Hogar Seguro Virgen de la Asunción“- „Sicheres Heim Maria Himmelfahrt“, wie blanker Hohn. Das Heim sollte ein sicherer Ort für Jugendliche sein, welcher sie vor Gewalt, Vernachlässigung und Übergriffen schützt. Doch das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Nach der Katastrophe publizierten die Zeitungen jeden Tag neue erschreckende Details. Sie zeichneten ein düsteres Bild von den Zuständen im Heim, der Schlamperei und Ignoranz der Behörden. Schwere Verletzungen der Menschenrechte, körperliche und psychische Gewalt scheinen an der Tagesordnung gewesen zu sein. Lebensumstände und Ernährung waren prekär und zahlreiche der jungen Frauen erlitten sexuelle Übergriffe. Dutzende von Anzeigen brachten die Vorfälle den Verantwortlichen zur Kenntnis. Im letzten Jahr verfügte schliesslich ein Gericht die Schliessung des Heims, eine grundlegende Reformation des Vollzugs und die Entlassung des fehlbaren Personals. Doch das verantwortliche Sekretariat für Soziale Wohlfahrt (Secretaría de Bienestar Social SBS) ignorierte das Urteil. Es änderte sich nichts, bis es am 8. März zur Katastrophe kam. (…)
2. April 2017, Andreas Koller
Der vollständige Text kann auf dem privaten Blog von Andreas Koller gelesen werden. Informationen zum Thema finden sich auch auf amerika21 und in der März-Kolumne von Miguel Mörth (sehr lesenswert!)
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