Mit diesem Satz antworten uns Gisela und Magdaleno, Mitglieder des indigenen Rates der Lenca in Reitoca, als wir sie nach der Situation ihres Volkes in diesem weltweiten Kontext der Pandemie des Virus Covid-19 fragen.
Als die honduranische Regierung Mitte März 2020 zum Schutz gegen die Pandemie eine landesweite Ausgangssperre angeordnet hat, sei in Reitoca nichts passiert: keine Richtlinien für Personen- und Warenverkehr, keine Präventionsmassnahmen, keine Aufklärung der Bevölkerung. Der ungehinderte Verkehr aus Tegucigalpa, wo bereits Menschen positiv auf Corona getestet worden waren, bereitete der Bevölkerung grosse Sorgen. Der Rat bat die lokalen Behörden um Information und geeignete Massnahmen, aber es gab auch nach drei Wochen noch keinerlei Betreuungs- oder Schutzmassnahmen von Seiten der Gemeindeverwaltung.
Der Rat beschloss darum, die Einfahrt in die Gemeinde zu schliessen und eine eigene Kontrolle einzurichten. Darauf reagierten der Bürgermeister und die lokale Behörde mit einem Polizeieinsatz mit Tränengas und bedrohte Zivilpersonen mit Schusswaffen. Glücklicherweise kam niemand zu Schaden.
«Reitoca lebt von der Landwirtschaft», berichten Gisella und Magdaleno. «Im Augenblick sind Mangos und Ananas reif, viele Leute haben die Früchte geerntet und können sie jetzt nicht verkaufen. Das ist verheerend, denn viele leben von einem Tag auf den anderen. » Außerdem erzählen sie uns, dass die Grundnahrungsmittel seit der Ausgangssperre teurer geworden sind, dass die Zulieferung zwar weiterhin funktioniert, aber die Händler die Preise von Grundnahrungsmittel erhöht haben.
Das Leben der Menschen in Reitoca gleicht einem Kampf gegen die Unsicherheit und das Ausgeliefertsein sowie für das Recht, selber Mitzubestimmen und Verantwortung übernehmen zu dürfen, ohne dafür kriminalisiert zu werden.
Tegucigalpa/Berlin, Beitrag von Evelina Vargas, übersetzt von Daniel Stosiek, April 2020
Titelbild: © PWS