#Somos como tú

Wir sind wie du. So der Titel einer regionalen Kampagne, welche Pensamiento y Acción Social (PAS), Partnerorganisation von Peace Watch Switzerland in Kolumbien, in Zusammenarbeit mit mehreren lokalen sozialen Organisationen lanciert hat. Im Rahmen der Kampagne sind im Monat November 2018 verschiedene Aktionen in der Region Magdalena Medio geplant. Die Hauptpersonen an diesen Aktionen sind Vertreterinnen und Vertreter der von PWS begleiteten bäuerlichen Gemeinschaften El Guayabo, Bella Unión, Las Pavas, El Garzal und Nueva Esperanza. Für die Kampagne haben sie T-Shirts mit der Aufschrift “Somos como tú” gefertigt, die sie alle mit Stolz tragen.

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Wie der Vater, so die Tochter: Führungspersönlichkeiten aus El Guayabo.

Die Kampagne wurde dringend notwendig, da seit der Unterzeichnung des Friedensabkommens mit den FARC im Jahr 2016 bereits mehr als 300 MenschenrechtsverteidigerInnen und Leaderinnen und Leader sozialer Organisationen ermordet wurden (siehe z.B. den Artikel von Amnesty International vom 07.08.2018 oder im Tagesspiegel vom 24.07.2018). Hinzu kommen die Aggressionen und Drohungen, denen diese Menschen oftmals tagtäglich ausgesetzt sind. Alarmierend ist, dass die Opfer meistens nicht den grossen NRO angehören, denn diese wurden vom Staat bereits mit Bodyguards und Fahrzeugen ausgerüstet. Es sind vor allem Anführerinnen, die sich im ganz Kleinen, z.B. in Quartiervereinen, für die Einhaltung der Rechte einsetzen.

Primäres Ziel der Kampagne ist die Sensibilisierung der Bevölkerung, die auf dieses wichtige Thema bestenfalls mit Gleichgültigkeit reagiert, aber auch der Behörden und Sicherheitsapparate, denn diese sind mitverantwortlich für das schlechte Image, das die MenschenrechtsverteidigerInnen in der Bevölkerung, durch alle sozialen Schichten hindurch, haben. Nicht selten ist der Kommentar seitens der Polizei auf die Ermordung einer Leaderin, eines Leaders, dass sie in der Guerrilla aktiv, Kommunisten, Linke oder sonst wie in irgendwelche krumme Geschäfte verwickelt waren. Wenn die grossen (rechtsgerichteten) Medien diese Berichte auch noch bestätigen, dann wird die Öffentlichkeit als Ganzes in einem negativen Sinn manipuliert. Es gilt, mit den Stigmata aufzuräumen, die zu Diskriminierung und falschen Anschuldigungen führen und zu versuchen, in der Öffentlichkeit Empathie für ihre Arbeit zu wecken, denn sie sind wie du, Arbeiter, Bäuerinnen, Eltern, Geschwister, Töchter, Söhne. Sie setzen sich für sauberes Trinkwasser ein, sind WortführerInnen im Landrechtsstreit, wehren sich gegen Umweltverschmutzung oder anders gesagt, sie riskieren Kopf und Kragen für das Gemeinwohl.

Zum Auftakt gaben zwei Vertreterinnen der Jugendgruppe aus El Guayabo Radiointerviews bei Lokalsendern und im Dorf selber wurde ein Kerzenumzug durchgeführt.

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La velatón – Kerzenumzug in El Guayabo.

Weitere Aktionen, die im Rahmen der Kampagne veranstaltet wurden oder noch werden, sind z.B. ein Frühstück mit Journalistinnen, ein Markt sowie die Übergabe je eines Korbes, gefüllt mit Produkten aus eigenem Anbau an den Staatsanwalt, den Direktor der Kriminalpolizei, den Polizei- und Militär-Obersten der Region Barrancabermeja sowie an die BürgermeisterInnen einiger umliegender Bezirkshauptorte. Mit diesem Symbol soll den EntscheidungsträgerInnen bewusst gemacht werden, dass diese Menschen, die im Kampf um ihr Land gedemütigt, bedroht, verhaftet oder umgebracht werden, eigentlich nur eins wollen: Nahrungsmittel produzieren. Nahrungsmittel für uns alle. Zum Abschluss der Kampagne wird im Parque a la Vida in Barrancabermeja einen kultureller Anlass stattfinden, an welchem das Thema “Wir sind wie du” mit einer Theateraufführungen noch eine künstlerische Form erhält.

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“Wir sind keine VerbrecherInnen. Wir sind eure Eltern und Geschwister, Freunde, Freundinnen”: Eine Bäuerin aus Bella Unión in einer Ansprache an die Truppe.

Die widrigen Lebensumstände der MenschenrechtsverteidigerInnen im Land machen auch uns Freiwilligen zu schaffen. Dank unserer Arbeit wissen wir ziemlich genau, wie hart das Leben von Kleinbauernfamilien ist, wie viel Kraft und Durchhaltewillen es braucht, um nicht aufzugeben, wenn sie wieder und wieder bedroht werden und kämpfen müssen, um nicht von ihren paar Hektar Land vertrieben zu werden. Und egal ob es um Wasser, Land oder andere natürliche Ressourcen geht: Die Menschenrechtsverletzungen geschehen immer im Namen des sogenannten Fortschritts, von welchem dann wieder nur ein vergleichsweise kleiner Bevölkerungsanteil profitiert. Wir hoffen, dass die Kampagne wenigsten einen Teil der Angesprochenen zum Umdenken anregt. Nach dem Motto “Steter Tropfen höhlt den Stein” sollte  eigentlich jedes Jahr eine solche Initiative gestartet werden.

Wir freuen uns, euch am Schluss der Kampagne an dieser Stelle detailliert über die einzelnen Anlässe zu berichten.

Monika Stucki, Barrancabermeja, November 2018

Fotos © Monika Stucki

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