Die Ereignisse in El Guayabo und Bella Unión haben sich in den letzten Tagen überschlagen. Am frühen Morgen des 24. April 2016 kam es in den Gemeinden El Guayabo und Bella Unión zu Hausdurchsuchungen sowie einer Verhaftung. Die Hausdurchsuchungen fanden in den Häusern und Fincas von vier Führungsmit-gliedern (leader) der Gemeinden statt. Nur einer der leader, Álvaro García, hielt sich zum Zeitpunkt der Durchsuchung in seinem Haus auf. Er wurde verhaftet und noch am selben Tag nach Barrancabermeja gebracht. Ihm wird unter anderem illegaler Besitz und Herstellung von Waffen sowie organisierte Kriminalität vorgeworfen. Die Anschuldigungen gründen auf Vorkommnissen vom Oktober und Dezember 2014, als es zu einer von starker Polizeipräsenz begleiteten Räumung einer Finca kam (siehe Infos dazu auf diesem Link (englisch)). Ob die anderen drei leader ebenfalls zur Verhaftung ausgeschrieben wurden, war zu diesem Zeitpunkt unklar. Continue reading
Tag: Resistencia
El Guayabo – Die Idylle trügt
Seit über zweieinhalb Jahren werden die Gemeinden El Guyabao und Bella Unón vom Grossgrundbesitzer Rodrigo Lopez Henao, welcher Anspruch auf das Land der Gemeinden erhebt, bedroht und schikaniert. Obwohl die Gemeindemitglieder die Vorfälle – u. a. Bedrohungen, unerlaubtes Betreten und Nutzen der Grundstücke und gezielte Zerstörung – immer wieder anzeigen, ist es bis anhin noch nie zu einer Verurteilung gekommen. Auch der Bitte nach staatlichem Schutz sind die Behörden nicht nachgekommen. Viel mehr treten Vertreterinnen der Behörden immer wieder zusammen mit Henao in Erscheinung. Erst diese Woche erschien Henao zum Beispiel unangekündigt und grundlos in Begleitung von Polizisten, um das Land von zwei Gemeindemitgliedern zu vermessen. Solche Aktionen zeigen das Machtungleichgewicht.
Sibylle Schaffhauser und Monika Stucki, Barrancabermeja, 6. Mai 2016
Welttag des Buches in Guatemala
Am 23. April wird weltweit der Tag des Buches gefeiert. In Guatemala Ciudad, wo entgegen vieler Erwartungen das Kulturleben sehr vielfältig und ausgeprägt ist, wird dies in unterschiedlichen Lokalen mit Lesungen und Sonderausstellungen die ganze Woche thematisiert. So habe auch ich mich entschieden, euch die Rolle des Buches in der Geschichte Guatemalas und unserer Arbeit zu erläutern und Empfehlungen über die Werke abzugeben, die mich besonders beeindruckten.
Hintergrund des Weltbuchtags
Im Jahre 1995 deklarierte die UNESCO (UN Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur) den 23. April zum „Welttag des Buches“, dem weltweiten Feiertag für Lesen, Bücher und die Rechte der AutorInnen. Dabei hat sie sich von dem katalanischen Brauch inspirieren lassen, zum Namenstag des Volksheiligen St. Georg Rosen und Bücher zu verschenken. Darüber hinaus kommt dem Datum die weitere besondere Bedeutung zu, dass der 23. April der Todestag unter anderem von William Shakespeare, Inca Garcilaso de la Vega (Peruanischer Autor und Geschichtsschreiber, spanischer sowie Inka Abstammung) und Miguel de Cervantes ist. In ihrer Resolution erörtert die UNESCO die Wichtigkeit des Buches als das “mächtigste Mittel zur Verbreitung des Wissens und das effizienteste Mittel zu deren Bewahrung”. In Ländern wie Guatemala mit seiner blutigen Vergangenheit, kommt dem eine besondere Bedeutung zu.
Kampf um Gerechtigkeit der Ixiles geht weiter
Genozidverfahren ohne Ende schreitet voran
Am 16. März 2016 lädt das Gericht zum 5. Mal zur mündlichen Debatte des Völkermordverfahrens gegen Ex-Diktator José Efraín Ríos Montt und den ehemaligen Chef des militärischen Geheimdienstes, José Mauricio Rodríguez Sánchez.
Begleitung der Ixiles ans Gericht
Letzte Woche hatte ich die Ehre, eine Gruppe des Ixil Volkes ans Gericht zu begleiten und kennen zu lernen. Die Ixiles sind bekannt für ihre stark ausgeprägte indigene Identität und ihren jahrhundertelangen Widerstand. Ihre Kultur prägt sich aus durch die starke Verwurzelung mit ihrer Erde und dem Prinzip von Komplementarität zwischen allem: Mutter und Vater, Himmel und Erde, Berg und Tal und ihren „Tierras Calientes“ y „Tierras Frias“. (Erde auf Sonnen und Schattenseite, die unterschiedliche Ernten zu unterschiedlichen Zeiten bringen.)
Erster Augenschein vor Ort
Seit dem 13. März 2016 sind wir als Menschenrechtsbeobachterinnen für Peace Watch Switzerland (PWS) in der Region Magdalena Medio im Einsatz. In den nächsten vier Monaten werden wir die Kleinbäuerinnen und -bauern der Dorfgemeinschaften Las Pavas/Buenos Aires, El Garzal/Nueva Esperanza und El Guayabo/Bella Union im gewaltfreien Kampf um ihre Landrechte begleiten. In allen drei Dorfgemeinschaften wird den Menschen ihr Land auf unterschiedlichste Art und Weise und durch verschiedenste Aggressoren streitig gemacht.
Während der Einführung durch unsere Koordinatorinnen der lokalen Partnerorganisation Pensamiento y Acción Social (PAS) trafen wir uns mit diversen staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen. Auch konnten wir auf einer viertägigen Reise in die Dorfgemeinschaften erste Eindrücke vor Ort sammeln. Es bestätigte sich einmal mehr, dass die Mühlen des kolumbianischen Staates langsam mahlen, sodass der Bericht von Karin Leisibach vom März 2015 kaum an Aktualität verloren hat (http://peacewatch.ch/fileadmin/user_upload/colombia/dokumente/Einsatzbericht_Kolumbien_24.3.15_Karin_Leisibach-2.pdf).
Die nächste längere Reise in die Dorfgemeinschaften steht bereits an. Auf diesem Blog werden wir über die (Teil)erfolge, Rückschläge, Freuden und Sorgen der campesin@s berichten.
Monika Stucki und Sibylle Schaffhauser, Barrancabermeja, 28. März 2016
Berta Cáceres ist nicht gestorben – sie hat sich vervielfacht
Ich war im Herbst 2014 bis anfangs 2015 während etwas mehr als fünf Monaten für Peace Watch Switzerland als Menschenrechtsbeobachter im Einsatz in Honduras und habe in dieser Zeit regelmässig auf diesem Blog von meinen Erfahrungen berichtet. Obwohl ich nun bereits seit einem Jahr zurück in der Schweiz bin, verfolge ich nach wie vor ein wenig, was in Honduras vor sich geht.
Am 3. März erhielt ich die traurige Nachricht, dass Berta Cáceres, eine der wichtigsten und bekanntesten Persönlichkeiten der Menschenrechts- und Umweltschutzbewegung in Honduras Opfer eines grausamen Mordanschlags wurde. In der Nacht auf den 3. März sind zwei vermummte Personen in ihr Zuhause eingedrungen, haben sie brutal überwältigt und mit mehreren Schüssen getötet.
Nach 28 Monaten unschuldig in Haft endlich frei
Kriminalisierung Der Bisher langwierigste Prozess von Kriminalisierung im Norden Guatemals ist beendet und von den Richtern als solcher anerkannt worden.
Die bereits im Oktober freigesprochenen, politischen Gefangenen Saúl Mendez und Rogelio Velásquez konnten schließlich in ihre Gemeinde zurückkehren. Die Menschenrechtsverteidiger aus Barillas, im Norden des Departement Huehuetenango, sind Teil des Widerstands der lokalen Gemeinden gegen den Ausverkauf ihres Territoriums. Sie wenden sich gegen den Bau der Wasserkraftwerke Cambalam I y Cambalam II, durch die spanische Firma Hidro Santa Cruz S.A.
Zweites Attentat auf Umweltschützer
Gestern Abend wurde Alex Reynoso, ein Anführer des lokalen Widerstand gegen das Minenprojekt in Mataquescuintla, zusammen mit zwei Kollegen in einem Attentat angeschossen und schwer verletzt. Es ist das zweite Attentat, das auf ihn ausgeübt wurde. Im April 2014 wurde er zusammen mit seiner Tochter Topacio Reynoso beschossen, dabei wurde seine Tochter getötet und er schwer verletzt. Das Attentat geschieht nur wenige Tage nachdem der Gemeinderat angekündigt hat, dass er das Ergebnis der Volksbefragung von 2012 akzeptiert und beabsichtigt alles in seiner Macht zu tun, damit der Volkswillen respektiert wird. 2012 haben sich 98% der Stimmberechtigten gegen das Minenprojekt ausgesprochen. In den Wahlen 2015 wurden in fünf umliegenden Gemeinden vier Bürgermeister gewählt, die die Bedenken gegen das Minenprojekt teilen. Es scheint, dass die kanadische Minengesellschaft Tahoe Ressources vor nichts zurückschreckt, um doch noch ihr Projekt realisieren zu können.
Vorbild Guatemala
Gestern habe ich an einem Forum über die Justiz im Übergang und die Straflosigkeit in Mittelamerika teilgenommen. Zwei Informationssplitter möchte ich mit Euch teilen: „Die letzten zwanzig Jahre war Guatemala immer das Schlusslicht im Umzug der mittelamerikanischen Staaten hin zu einer demokratischen Gesellschaft, und seit ein paar Monaten schauen wir verwundert nach Guatemala: Die erstarkende Zivilgesellschaft ist uns ein Vorbild geworden – was ihr hier bewegt habt, macht uns Mut!“ sagte ein mexikanischer Teilnehmer.
Kriminalisierung von Menschenrechtsverteidigern in Huehuetenango
In diesem Jahr wurden bereits acht Verteidiger der Menschenrechte im Norden des Departaments Huehuetenango, Guatemala, in Untersuchungshaft genommen. Die politschen Gefangenen werden von unserer Partnerorganisation ACUGUATE begleitet.
ACOGUATE hat am 7. September einen Hintergrundartikel dazu geschrieben: http://acoguate.org/2015/09/07/criminalizacion-de-defensores-en-el-norte-de-huehuetenango/#more-2524
PWS, 28. 09. 2015